Roem voor de verenigde Oekraïne, vandaar de lust tot doden

Die Krim-Brücke über die Meerenge von Kertsch – 6-9-2018


 

JAROSCH UND DER RECHTE SEKTOR:
WORÜBER MAN IM WESTEN NICHT MEHR SPRECHEN WILL

Florian Rötzer

 

Bedingungslos werden Waffen und Geld in die Ukraine gepumpt, die angeblich „unsere Werte“, Freiheit und Demokratie im Osten verteidigt. Auf jeden Fall kämpfen nicht alle Ukrainer für „unsere Werte“: Ein Blick auf Jarosch, Berater des ukrainischen Militärs, mit seinem Freiwilligenverband.

Ich hatte schon mehrmals auf Dmitri Jarosch hingewiesen, der eine hohe, wenn auch offiziell verschleierte Funktion bei den ukrainischen Streitkräften einnimmt. Jarosch, zeitweilig Chef des Rechten Sektors (Pravyi sektor), Abgeordneter und sogar verwegenerweise Präsidentschaftskandidat, wurde Ende 2021 zumindest kurzzeitig zum Berater des ukrainischen Oberbefehlshabers Valery Zaluzhny ernannt, mit dem er auch gemeinsam auftrat, was offiziell aber dann nicht bestätigt, sondern als geheim klassifiziert wurde.

Welche Rolle er jetzt innehat, ist schwer herauszufinden, aber er unterhält offiziell und auf hoher Ebene enge Verbindungen zu verschiedenen Kampfverbänden und Kommandeuren und ist Kommandeur der „Ukrainischen Freiwilligenarmee“ (UVA), die bis zum Beginn des Kriegs unabhängig blieb und erst dann als Spezialeinheit mit Sonderstatus in die reguläre Armee formal integriert wurde. Die UVA hat auch zwei Einheiten mit ausländischen Kämpfern aus Tschetschenien und aus Belarus. Jarosch versteht die Freiwilligenverbände als „eine freiwillige, militärische Bruderschaft“, wo es locker zugeht.

Nachdem eine unverbrüchliche Solidarität mit der Ukraine propagiert wird, sollte man im Westen zumindest wissen, wen man in den ukrainischen Streitkräften mit welchen Interessen unterstützt. Es geht nicht darum, ob es sich wirklich um Neonazis handelt, wesegen man sich um das Weißwaschen der Freiwilligenverbände mit ihren „Helden“ bemüht hat, sondern welcher nationalistischen Ideologie sie vertreten.

Dmitri Jarosch veröffentlicht ein Foto von sich und titelt: „Ruhm der Ukraine“

Jarosh wie der Rechte Sektor, Asow und andere Rechtsnationalisten liefen Sturm gegen eine mögliche Umsetzung des Minsker Abkommens und jede Verhandlungen mit Russland über die Lösung des Konflikts. Das sei alles Verrat. Bekannt ist seine Drohung, die er gegenüber Selenskij machte, der 2019 die Wahl gewonnen hatte, weil er einen Friedensabschluss bewirken wollte. Jarosh sagte: „Er wird an einem Baum auf Khreshchatyk hängen – wenn er die Ukraine und die Menschen verrät, die in der Revolution und im Krieg gestorben sind.“ Selenskij müsse das gut verstehen, der ansonsten ein guter Präsident und Oberbefehlshaber werden könne.

Man werde bei einem Verrat einen Aufstand organisieren: „Das Minsker Format ist eine Gelegenheit, auf Zeit zu spielen, die Streitkräfte zu bewaffnen, auf die besten Weltstandards im System der nationalen Sicherheit und Verteidigung umzuschalten. Dies ist eine Gelegenheit zum Manövrieren. Aber nicht mehr. Die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen ist der Tod unseres Staates.“ Von einem Bürgerkrieg zu sprechen, ist ein Tabu.  In dem Interview plädiert er auch für eine Offensive auf die „Volksrepubliken“.
 

Der ukrainische Staat „gehört den Soldaten“

Kein Wunder ist sein Staatsverständnis, das wenig mit Demokratie gemein hat: „Er gehört den Soldaten, die jeden Tag für diesen Staat sterben, seit mehr als fünf Jahren. Er gehört allen, die ihn bis zu einem gewissen Grad verteidigen (Militär, Freiwillige, Strafverfolgungsbeamte, Freiwillige, Unternehmer, Journalisten, Familien von Staatsverteidigern usw.). Das ist unser Staat! Und wir geben ihn an niemanden weiter.“

Kurz vor dem Kriegsbeginn erklärte er, seine Freiwilligenverbände seien für den Kampf gegen die Russen bereit, aber es gehe auch um die „systematische Reinigung ukrainischer Städte und Dörfer von Kollaborateuren und Abschaum“.  Jarosh hat erst am 25. März 2022 Präsident Selenskij angesichts der erfolgreichen Verteidigung als Oberbefehlshaber anerkannt: „Und wir Ukrainer vertrauen wirklich dem Oberbefehlshaber Wolodymyr Selenskji (ich hoffe, dass ich diesen meinen Satz in einer Woche, einem Monat, einem Jahr nicht bereuen werde) … Jetzt ist Wolodymyr Selenskij für mich der Präsident und mein Waffenbruder. Und das sagt alles. Wir alle – Ukrainer – führen einen Krieg – nationale Befreiung, heilig und patriotisch!“

Und sein Rechter Sektor mit den Freiwilligenverbänden forderte schon im März den Sieg: „Der Rechte Sektor sichert der militärischen und politischen Führung des Landes seine volle Unterstützung während des aktuellen Kampfes zu. Solange der Kurs ‚keine Zugeständnisse an Terroristen bei Verhandlungen‘ anhält, sind wir bei Ihnen. Unser Volk ist stärker denn je und wir müssen Krieg führen bis zur vollständigen Niederlage der Besatzer, bis zum endgültigen Sieg.“

Auf jeden Fall ist Jarosch, der den Partisanenkrieg feiert, mit den ihm nahestehenden Soldaten und Milizen eine Person, die vom Westen direkt oder indirekt unterstützt wird, dessen Waffen auch schon vor dem Krieg an die rechtsnationalistischen Freiwilligenverbände gingen und deren Mitglieder auch in den USA ausgebildet wurden.

Das macht eine Rede von Yevhen Karas der rechtsextremistrischen C14, Teil des Rechten Sektors, im Februar vor dem Krieg während einer Bandera-Veranstaltung in Kiew klar. Er erklärt, sie würden deswegen so viele Waffen vom Westen – die meisten Javelins auf dem europäischen Knntinent –  erhalten, weil sie vom Westen gesetzten Aufgaben erfüllen und „weil wir Spaß haben zu töten und zu kämpfen“. Es gehe nicht darum, Teil einer europäischen Allianz zu werden, sondern neue Allianzen zu schmieden. Und: „Der Maidan war der Sieg der nationalistischen Ideen, die Nationalisten waren die treibende Kraft.“ Manche würden sagen wie die Böll Stiftung, dass die Neonazis doch nur wenige waren: „Wenn es die Nationalisten nicht gegeben hätte, würde sich das Ganze in eine Gay Parade verwendelt haben.“
 


 
Wie einflussreich Jarosch als Person ist, lässt sich schwer abschätzen, er spielt aber wie Andriy Biletsky, erneut  Asow-Kommandant und Offizier der Nationalgarde, eine Rolle in der rechtsnationalistischen, an Bandera orientierten Bewegung (Totgeschwiegenes Thema: Wen unterstützt der Westen, wenn er vorbehaltslos „die Ukraine“ unterstützt). Yarosh hat mit dem Rechten Sektor, dem National Corps von Asow und der rechten Svoboda-Partei 2019 für die Wahlen eine gemeinsame nationalistische Liste aufgestellt, die allerdings keinen Erfolg hatte.
 

„Der Papst ist ein linkes und ein prorussisches Arschloch“

Auf seinem Facebook-Account äußert Jarosch seine mitunter wirren Ideen, die aber zeigen, dass der ukrainische Warlord wie andere Rechtsnationale keineswegs EU freundlich ist. Der Beitritt zur EU wird abgelehnt, man will ein Bündnis der osteuropäischen Staaten – eine „osteuropäische militärisch-politische Union“ mit der Ukraine, Polen, Litauen, Lettland, Estland und dem „befreiten“ Belarus -, das liberale Westeuropa ist hingegen verpönt, Ausnahme sind die USA und Großbritannien. Auch von den Vereinten Nationen hält Jarosch nichts, wie er Anfang August schrieb: „Die UN-Organisation ist tot und unnötig. Die UN ist eine Fiktion, für die Milliarden ausgegeben werden. Die UN ist ein Mittel in den Händen von Invasoren, Besatzern, Plünderern, Vergewaltigern, Terroristenstaaten und Strukturen.“

Nachdem Amnesty International es gewagt hat, neben russischen Kriegsverbrechen auch auf ukrainische hinzuweisen, kommentierte er: „Amnesty International waren schon immer Arschlöcher und Parasiten. Sie haben wieder bewiesen, dass sie die „Rechte“ von Nichtmenschen, Besatzer, Plünderern, Vergewaltiger verteidigen.“ Man müsse die anti-ukrainische Organisation verbieten. Mit dem Papst Franziskus hat es  der Kämpfer, der die Freiheit und Demokratie und unsere Werte verteidigt, auch nicht: „Obwohl der Papst ein linkes und ein prorussisches Arschloch ist, schäme ich mich nicht griechisch Katholik zu sein … Dies ist bereits in der Geschichte der Kirche passiert: Ihre Köpfe dienten nicht Gott, sondern dem Satan.“ Irgendwie ist dann Gott direkt mit der Ukraine, weswegen sie siegen wird, verkündet Jarosch.

Jarosch tritt natürlich für das Recht auf Waffen für alle ein. Im August schrieb er als Kritik zu Überlegungen, das Tragen von Schusswaffen einzuschränken, nachdem zu Beginn des Krieges Schusswaffen verteilt wurden: „Die Ukrainer sind ein Volk von Kosaken – das heißt von freien, bewaffneten Menschen. … Die Ukrainer haben ihr Recht, bewaffnet zu sein, mit Blut gewonnen! Sowohl während des Krieges als auch danach … Und die Waffen werden von uns und unseren Nachkommen zum Schutz unseres eigenen Lebens und unserer Freiheiten sowie zum Schutz der Ukraine eingesetzt, um äußere und innere Feinde zu vernichten. Wir kämpfen jeden Tag auf dem Schlachtfeld für das Recht, Waffen zu besitzen und frei zu sein! Sklaven haben keine Waffen …“

Selbstverständlich glaubt Jarosch, das die Ukraine mit ihm und Seinesgleichen und der Unterstützung durch westliche Waffen, der Sieg um die Ecke ist: „Wir sind dem Sieg der Ukraine in diesem Unabhängigkeitskrieg sehr nahe…“ Er sieht sich auch sonst in apokalyptischen Zeiten leben und drückt wahrhaftig „unsere Werte“ aus: „Das russische Unterreich neigt sich dem Ende zu. Die Hauptsache ist, dass wir – die Ukrainer – diese Unmenschen vernichten, dass wir so viele Feinde und  „unserer“ Kollaborateure wie möglich vernichten und dass wir den Imperialisten keine zweite Chance geben, sich neu zu formieren und einen weiteren Versuch zu unternehmen, das böse Imperium wiederzubeleben. Ich bin überzeugt, dass wir mit Hilfe unserer Verbündeten in der Lage sein werden, dies zu verwirklichen! Das russische Unterreich wird zerstört, und die Ukraine wird unabhängig und geeint werden. Ich bin stolz, Ukrainerin zu sein und froh, in dieser historischen Epoche zu leben!“
 

Imperialistische Träumereien einer Großukraine

Im Überschwang der Siegesgewissheit verrät der Unabhängigkeitskrieger, der gegen die russischen Imperialisten als das Reich des Bösen antritt, auch die eigenen imperialistischen Ziele der ukrainischen Nationalisten. Die Grenzen von 1991 reichen da nicht aus, es geht auch um die Eingliederung von Teilen Russlands:

Das Moskauer Imperium zerbröckelt… Wladimir Putin ist eine politische Leiche… Die ukrainischen Streitkräfte vertreiben den ewigen Feind aus dem ukrainischen Land. Und wir sind am Gewinnen.

Es ist an der Zeit, geopolitische Ansprüche auf die von den Russen besetzten ukrainischen Gebiete zu erheben: Ukrainischer Kuban; die ehemaligen Gebiete der Kosakentruppen von Don und Tersk; die Gebiete des Grünen Keils im Fernen Osten der Ukraine; Gebiet Woronesch; Gebiet Belgorod; südliches Gebiet Kursk; Gebiet Starodub, usw.

Sobornist ist Sobornist!

Ruhm für die vereinigte Ukraine!“
 

Gebiet und Ansprüche der Ukrainischen Volksrepublik im Februar 1918, die Jarosch anstrebt.
Bild
: Witalii/CC BY-SA-4.0

Am 22. Januar wird in der Ukraine der Sobornist-Tag, der Tag der Einheit, gefeiert. 1919 wurde an diesem Tag der Zusammenschluss der Volksrepublik Ukraine“ und der Westukrainischen Volksrepublik in Kiew bekannt gegeben. Der Staat der „Volksrepublik Ukraine“ bestand nur ein paar Wochen, dann nahmen die Bolschewiki Kiew ein und die Polen besetzten die Westukrainische Volksrepublik, die zu einem Teil Galiziens wurde.  Eine Exilregierung der Volksrepublik Ukraine gab es bis 1992 in München, wo nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seiner Ermordung auch der ukrainische Volksheld und Nazikollaborateur Stepan Bandera Unterschlupf fand.

Zur Volksrepublik Ukraine gehört das nordkaukasische, jetzt russische Gebiet Kuban, die Krim, das Asowsche Meer, die jetzt russischen Kosakengebiete um die Flüsse Don und Tersk. Der grüne Keil oder die grüne Ukraine liegt fernöstlich in der Amur-Region mit den Städten Chabarowsk oder Wladiwostok. Woronesch, Belgorod und Kursk sind jetzt westrussische Regionen an der Grenze zur Ukraine, Sarodub ist eine Stadt im russischen Oblast Brjansk.
 


BRON
OVERTON21 oktober 2022




Uitgelichte foto: © dpa / Uncredited

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