Steinschnitt an einer Tempelwand im Wat Pho in Bangkok, Thailand
Vandaag, 5 oktober, is onze trouwdag, dezelfde als die van mijn grootouders in 1900. Het huwelijk, een relict voortkomend uit slavernij? Het recent verschenen boek van Angela Saini duidt er onverbiddelijk op. Een uitgebreide beschouwing over haar onderzoek valt te lezen in Blätter. Deze laat ik nu volgen met aansluitend een korte inleiding van dezelfde auteur op haar blog. Het boek van Saini is onlangs ook in een Nederlandse vertaling verschenen: De Patriarchen.
DIE LANGEN LINIEN DES PATRIARCHATS
Antje Schrupp
Es dauert noch 131 Jahre, bis wir alle gleichberechtigt leben können”, vermeldete kürzlich das feministische Portal „Pinkstinks” und berief sich dabei auf Zahlen des „Global Gender Gap Reports 2022“ des Weltwirtschaftsforums. Solche Berechnungen sind so alt wie die Gleichstellungspolitik und illustrieren das Mindset, in dem wir häufig über Geschlechterverhältnisse und Frauenemanzipation sprechen: Wir stellen uns die Geschichte als kontinuierlichen Fortschritt vor, an dessen Ende unweigerlich die Gleichberechtigung der Geschlechter steht.
Doch ob es so kommt, ist fraglich. Länder wie Iran, Afghanistan, die Türkei oder Russland zeigen, dass frauenpolitische Errungenschaften auch wieder rückgängig gemacht werden können. Womöglich leben wir – bzw. die kommenden Generationen – im Jahr 2154 also nicht in einer gleichberechtigten Welt, sondern in einer deutlich patriarchaleren als heute. Eine ganze Reihe von Ländern und Regionen verbinden zurzeit eine antiwestliche Politik mit dem Versprechen einer Rückkehr zu angeblich natürlichen Geschlechterrollen. Innerhalb der etablierten Demokratien Europas und der USA haben rechtsautoritäre Bewegungen ebenfalls den Kampf gegen Feminismus und geschlechterpolitische Freiheit als verbindendes Element entdeckt, auf das sich ansonsten stark divergierende rechte Strömungen einigen können.
Dass frauenfeindliche Positionen keineswegs auf einem kontinuierlichen Rückzug sind, zeigte schließlich eine Onlineumfrage von Plan International diesen Sommer, nach der in Deutschland ein Drittel der befragten jungen Männer Gewalt gegen ihre Partnerinnen zumindest gelegentlich in Ordnung finden. Die erschrockene Verwunderung über solche „Rückschritte” zeigt, wie tief die Vorstellung verankert ist, dass es sich bei der Frauenemanzipation um eine zwangsläufige Begleiterscheinung zivilisatorischen Fortschritts handelt, dass also nur zu fragen ist, wann, aber nicht, ob sie irgendwann eintritt. Niemand formulierte das so schön wie Karl Marx, der 1868 schrieb: „Der gesellschaftliche Fortschritt lässt sich exakt messen an der gesellschaftlichen Stellung des schönen Geschlechts (die Häßlichen eingeschlossen)“.
In solchen Überzeugungen drückt sich auch das kolonialistische Selbstverständnis Europas aus, das sich selbst in jeglicher Hinsicht an der Spitze der sozialen Evolution sah und damit auch die binäre Geschlechterphilosophie des bürgerlichen 19. Jahrhunderts mit seiner Ideologie der „getrennten Sphären“ für Frauen und Männer für besonders zivilisiert und fortschrittlich hielt. Die britische Journalistin Angela Saini analysiert in ihrem aktuellen Buch „Die Patriarchen”, welche fatalen Folgen das insbesondere für Frauen in den Kolonien hatte.1 Zwar gab es auch in den meisten (aber nicht allen) indigenen Gemeinschaften damals irgendeine Form der Dominanz von Menschen ohne Gebärmutter (Uterus) über solche, die schwanger werden konnten. Aber wie das konkret aussah und welche Geschlechterkonzepte damit verbunden waren, variierte ganz erheblich, angefangen bei der Frage, wie viele Geschlechter eine Kultur kennt, über die Organisation von Generationen- und Sexualbeziehungen bis hin zu sozialen Rollenzuschreibungen an Menschen mit und ohne Uterus.
1. Angela Saini, Die Patriarchen. Auf der Suche nach dem Ursprung männlicher Herrschaft, München 2023.
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AUTEUR
Antje Schrupp, geb. 1964 in Weilburg, Dr. phil., Politikwissenschaftlerin, freie Autorin und Journalistin, bloggt unter http://www.antjeschrupp.com.
BRON
Blätter – oktober 2023
Uitgelicht: IMAGO / Pond5 Images