Der Röhm Putsch
Als Röhm-Putsch wurden von der nationalsozialistische Propaganda die Ereignisse um den 30. Juni/1. Juli 1934 bezeichnet, bei denen die Nationalsozialisten die Führungsebene der SA, sowie weitere parteiinterne und konservative Gegenspieler ausschalteten. Ernst Röhm und die Funktionäre der SA-Führung, wie auch der ehemalige NSDAP-Organisationsleiter Gregor Strasser wurden verhaftet und liquidiert. Bei der Anzahl der Ermordeten ist sich die Forschung nicht einig, sie soll zwischen 90 – 200 betragen haben. Hinzu kommen eine Vielzahl von Personen, die sich rechtzeitig durch Flucht dem Zugriff der – überwiegend aus Gestapo, Sicherheitsdienst und Reichswehr gebildeten – Kommandos entziehen konnten oder später auf andere Posten abgeschoben wurden – und so allesamt im politischen Machtapparat des NS-Staates keine Rolle mehr spielten. Viele der Betroffenen gehörten zu konservativen Kreisen, die ihre Bezugspunkte zu den Vorgängerregierungen, den konservativ bis republikfeindlichen Parteien Weimars und dem preußischen Staatsapparat und den dementsprechenden Wirtschaftskreisen hatten. Dazu gehörten u.a. General Kurt von Schleicher(Reichswehrministerium und kurzfristig Reichskanzler), der zentrale Mitarbeiter Schleichers Ferdinand von Bredow (Reichswehrministerium, Nachrichtendienst und Abwehr) und Erich Klausener (preußischen Innenministerium, Polizei), ein führender Vertreter des politischen Katholizismus im Deutschen Reich. Weitergehend wurden zwei enge Mitarbeiter des Vizekanzlers Franz von Papen ermordet. Edgar Julius Jung, politischer Berater und Redenschreiber Papens und einer der prominentesten Wortführer der sogenannten konservativen Revolution, sowie Carl Herbert von Bose (Sicherheits/Nachrichtendienst der Reichswehr), einer der Mitorganisatoren der Harzburger Tagung.
Die SA zählte auf ihren Höhenpunkt fast vier Millionen Mitglieder, obwohl die Anzahl der wirklich paramilitärisch organisierten Mitglieder deutlich geringer gewesen sein dürfte. Die SA war, wie auch der Reichsbanner (1924-1933) der Sozialdemokraten und die kommunistischen Kampfverbände der Weimarer Republik, eine zivil- bis halbmilitärische Organisation, die neben den Ordner- und Schutzdiensten bei Demonstrationen und politischen Veranstaltungen auch offensiv gegen den politischen Gegner operierten. In den letzten Jahren der Weimarer Republik gelang es der SA, oft unter Mitwirkung von Teilen des Polizeiapparates, die in den großstädtischen Zentren gewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaft von Kommunisten und Sozialdemokraten zurückzudrängen. Im Zuge dieser eskalierenden Straßengewalt, die hunderte von Todesopfern forderte, bekam die „Antifaschistische Aktion“ als gemeinschaftliche Selbstschutzorganisation aller Arbeiter, verstärkten Zulauf, da bestehende Organisationen wie der Rotfrontkämpferbund bereits verboten (1929) waren.

In der SA war, gemäß der damaligen Zeit, ein Habitus bestimmend, der dem „Mann von Nebenan“ entsprach, der sich „eben für eine Seite entschieden hatte“. Die Basis, wie auch die Führungsspitze dieser Organisation war stark beeinflusst – von in der Geschichtsschreibung oft als „linken Flügel“ bezeichneten Positionen – von Gregor Strasser. Dieser hatte, gemäß des damaligen revolutionären Zeitgeistes, bereits 1920 im 25-Punkte-Programm der NSDAP u.a. die Verstaatlichung von Trusts und Banken, eine gemeinnützige Bodenreform und die Kommunalisierung der großen Warenhäuser gefordert. Mit diesem antikapitalistischen und sozialrevolutionären Kurs (den heutzutage viele politisch Interessierte als „Querfront“ bezeichnen würden) sollte die Arbeiterschaft für die Partei gewonnen werden. In diesem Kontext kam es auf lokaler Ebene auch öfters zur Zusammenarbeit zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, bzw. zur Unterstützung der Gewerkschaften, wie bei den Berliner Straßenbahnarbeiterstreik von 1932. Gregor Strasser, dessen Positionen bereits nach innerparteilichen Auseinandersetzungen 1926 eingeschränkt wurden und die er – in Hinblick auf eine tatsächliche Machtübernahme – großteils revidierte, besaß aufgrund seiner Verdienste beim Aufbau der Parteiorganisation der NSDAP immer noch einen großen Rückhalt innerhalb der Partei und wurde zeitweise sogar als möglicher Kanzlerkandidat gehandelt. Er hielt über Mittelsmänner Kontakte zu wichtigen Figuren der politischen Bühne wie Heinrich Brüning und Kurt von Schleicher und vertrat mit seinem ideologischen Ansatz die Interessen weiter Kreise der SA .und des „Kampfbundes des gewerblichen Mittelstandes“.
„Am 20. November 1936 geloben die evangelischen Landesbischöfe:“ Wir stehen mit dem Reichskirchenausschuß hinter dem Führer im Lebenskampf des deutschen Volkes gegen den Bolschewismus…Wir werden unsere Gemeinden unermüdlich aufrufen zum vollen Einsatz der christlichen Kräfte in diesem Kampf in der Gewißheit, daß damit dem deutschen Volk der wertvollste Dienst geleistet wird.“
„Mit Gott und den Faschisten – Der Vatikan im Bunde mit Mussolini, Franco, Hitler und Pavelic“ Karlheinz Deschner, 1965, Hans E. Günther Verlag, Stuttgart; Seite 176
In den 1932 gegründeten „Kampfbund des gewerblichen Mittelstands“ waren eine ganze Reihe bereits vorher gegründeter mittelständischer Organisationen der NS-Bewegung aufgegangen. Dem in diesem Bund vertretenen Spektrum gelang es einen bedeutenden Teil der mittelständischen Interessenverbände zu durchdringen. Verbandsvorsitzende wurden zum Rücktritt gezwungen, jüdische Vorstandsmitglieder ausgeschlossen und durch kommissarisch eingesetzte Angehörige des Kampfbundes ersetzt. Das geschah im Einzelhandel ebenso wie in den Verbänden und Innungen des Handwerks, wie auch bei vielen Industrie- und Handelskammern. In dieser Organisation lebten die Abneigungen gegen den als Konkurrenz empfundenen jüdischen Einzelhandel – vor allem die großen Warenhäuser und Filialketten – auf und führten oft zu Boykottaufrufen und gewalttätigen Übergriffen, von denen auch die Konsum- und Produktionsgenossenschaften der Arbeiterbewegung betroffen waren. Die dann stattfindende Judenverfolgung und Boykottmaßnahmen nach der Machtübernahme im Frühling 1933 wurden maßgeblich von der SA und dem Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes initiiert. Doch anstelle des erhofften Machtzuwachses wurde der Kampfbund relativ schnell ausgeschaltet, da man durch die anhaltende Strassengewalt die labile Wirtschaftslage gefährdet sah und um die öffentliche Meinung im eigenen Land und vor allem um die Reputation Deutschlands im Ausland besorgt war. Die Entrechtung und Enteignung der jüdischen Bevölkerung wurde stattdessen geräuschloser auf bürokratischen und finanzrechtlichen Wege eingeleitet. Die Führung des Bundes wurde gegen Ende Juli 1933 aller ihrer Ämter enthoben und die Organisation im gleichen Jahr in eine nationalsozialistische Dachorganisation überführt, die 1935 in die Deutsche Arbeitsfront (DAF) eingegliedert wurde. Der Führer des Bundes, Adrian von Renteln erhielt die Position des Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelstages.
LITERATUUR EN VERWIJZINGEN
Wikipedia – Edgar Julius Jung
Wikipedia – Gregor Strasser
Wikipedia – Röhm-Putsch
Deutsche Geschichten – Machtergreifung: Mittelständische Organisationen
Antifa – Die Geschichte der historischen antifaschistischen Aktion
Afbeeldingen: bron