Chili

===


 
Waarom wordt na een halve eeuw van vrijheid en vooruitgang onder de directie van Uncle Sam geen uitvoerige balans opgemaakt? Wie waren en zijn de profiteurs, wie verzinken nog steeds in hun armzalig lot? Welke zijn de precieze oorzaken dat dit niet verandert ondanks de aanwezige rijkdom? Waarom kan het volk nog steeds niet over haar eigen lot beschikken en blijken verkiezingen een farce?
 
De enige verkiezingen die er voor de wereld werkelijk toe doen vinden plaats in de USA. Een klein deel van de bevolking kiest een president en de rest in eigen land en waar ook ter wereld mag toekijken. Is er een grotere poppenkast denkbaar met bijna ongelimiteerde geldstromen om belangen veilig te stellen? We noemen het democratie. Heeft het volk in de USA steeds opgeroepen andere landen binnen te vallen, werden ze 50 jaar geleden bedreigd door de Chilenen?

 


DIE STILLE DER ERINNERUNG

Chile 50 Jahre nach dem Putsch gegen Allende
 

Faride Zerán

 
Was ist aus Margarita Paillal geworden, der Mapuche1 -Bäuerin aus Cautín, deren Foto die Titelseite der Zeitschrift „Chile Hoy“ zierte, die am 11. September 1973 an den Zeitungskiosken hing? Paillal war 30 Jahre alt und Mutter von sieben Kindern. Zusammen mit zwei anderen Mapuche-Anführern war sie in die Hauptstadt Santiago de Chile gereist, um bei Präsident Salvador Allende die Verhaftung und Folterung von Bauern in der Gegend von Temuco anzuprangern. Angeführt wurde die Strafaktion gegen die politisch aktiven Gemeinden von Oberst Pablo Iturriaga und dem Kommandeur der Luftwaffe Rigoberto Pacheco. Mit einer Gruppe Soldaten hielten sie Ende August 1973 in der Provinz Cautín im Süden Chiles vier Tage lang das ehemalige Herrenhaus einer Finca besetzt, auf der im Zuge der Agrarreform die Agrarkooperative „Jorge Fernández“2 entstanden war. Sie rechtfertigten ihren Einsatz durch das sogenannte Waffenkontrollgesetz.
 
Ich war 23 Jahre alt, hatte Paillal eine Woche zuvor interviewt und war von ihrem Mut und ihrer Klarheit beeindruckt. Was wird aus ihr werden, fragte ich mich an jenem Morgen des 11. September 1973 auf meinem Weg durch das Stadtzentrum Santiagos in die Redaktion von „Chile Hoy“, für die ich arbeitete. Dabei blickte mich die 30jährige an jeder Ecke, an der es einen Kiosk gab, mit traurigem und trotzigem Blick an, als würde sie mich nach dem Satz fragen, mit dem ich das Interview überschrieben hatte: „Wir sind wütender denn je.“ Ein Satz, der sich im Laufe des Tages als das Militär vorrückte, nach der Rede Allendes und der Bombardierung des Präsidentenpalastes „La Moneda“, als Provokation entpuppte, die Paillal der brutalen Repression der Putschisten auslieferte.
 
Margarita Paillal hatte diese tausend Tage der Regierung Allende intensiv und engagiert gelebt; sie hatte ihre Kinder großgezogen, sie war eine Bauernanführerin geworden, und wie so viele glaubte sie, den Himmel mit ihrer Hand berührt zu haben. Ich suche nach der Akte mit ihrem Interview und zitiere sie: „Ich bin in der Leitung eines Comando Comunal und weil ich kämpferisch bin, streite ich mich mit den Genossen. Ich verlange und befehle, dass die Frauen das gleiche Recht haben zu arbeiten – an der Seite ihrer Männer – und das gleiche Recht zu streiten und zu kämpfen. Denn wir Frauen sind es, die am meisten unter der Armut leiden, die die Bedürfnisse kennen und die für unsere Kinder sorgen müssen.“3
 
Diese Mapuche-Anführerin und tausende Arbeiter, Bauern und Pobladores4 , waren in jenen drei Jahren der Regierung Allende die Protagonisten. Sie drängten auf Veränderungen, die manchmal über das hinausgingen, was von den politischen Parteien und Führern der „Unidad Popular“5 angestrebt wurde. Ihre Gesichter sehen den Gesichtern derjenigen zum Verwechseln ähnlich, die heute, ein halbes Jahrhundert später, eine andere Zukunft fordern. Eine andere Zukunft als sie das neoliberale Drehbuch nach Jahrzehnten von Regierungen, die das Land unter der Verfassung und dem Wirtschaftsmodell des Pinochetismus verwalteten, für sie vorsah. Zu diesen Gesichtern gehören vielleicht die der Enkelkinder von Paillal.
 
Was machte ich am 11. September 1973? 6


1. Die Mapuche sind die größte indigene Gruppe in Chile. Beim Zensus 2017 bezeichneten sich über zehn Prozent der Einwohner Chiles als Mapuche.
2. Die Agrarreform hatte bereits die Vorgängerregierung gestartet, aber vor allem die Regierung Allende trieb sie voran: Sie enteignete insgesamt 6,4 Millionen Hektar Großgrundbesitz und verteilte sie an Kleinbauern, Kooperativen oder stellte sie unter staatliche Verwaltung.
3. Die „comandos comunales” (Kommunalkommandos) verstanden sich als Organe einer entstehenden rätedemokratischen Volksmacht; Interview mit Margarita Paillal, in: „Chile Hoy“, 65/1973.
4. Bewegung der städtischen Unterschicht, die Land besetzte, um darauf Behelfsunterkünfte zu bauen und bezahlbaren Wohnraum forderte.
5. Das linke Parteienbündnis, für das Allende 1970 als Präsidentschaftskandidat antrat. Er gewann den ersten Wahlgang mit relativer Mehrheit. Im zweiten Wahlgang, der verfassungsgemäß im Parlament stattfand, wurde er mit großer Mehrheit – 153 von 195 Stimmen – zum Präsidenten gewählt.
6. Dieser und alle weiteren kursiv gesetzten Auszüge aus: Faride Zerán, Los grises de mi mamá, in: ¿Qué hacía yo el 11 de septiembre de 1973? (Was machte ich am 11. September 1973?), Santiago de Chile 1997, S. 149-159.


lees verder

 

 


1


 

2


 

3


 
 


 

 

Uitgelichte foto: bron

Geef een reactie

Deze site gebruikt Akismet om spam te verminderen. Bekijk hoe je reactie-gegevens worden verwerkt.