Het Duits revisionisme – Historikerstreit

Friedrich Seidenstücker: Frauen am Tisch (1948)


Een artikel speciaal geplaatst vanwege de pertinente uitspraken van iemand actief op internet, die beweert de 10 kenmerken van fascisme wetenschappelijk doorgrond te hebben en aldus denkt te mogen analyseren welke groepering in welke graad fascistisch is. Personen neemt hij tevens op deze wijze de maat, waarbij een vergelijking van Poetin met Hitler niet mocht ontbreken. Dit alles doet denken aan de Historikerstreit die in de Bondsrepubliek ontbrandde na de onzalige vergelijking van de Goelag met de Shoah, waarbij Stalin als voorbeeld voor Hitler werd afgeschilderd. Ze werd gedaan door Ernst Nolte in de FAZ. Zowel Nolte als de FAZ blijken voor de bewuste persoon nog steeds de leidraad te zijn voor zijn opinievorming.
 
Overigens is het opmerkelijk dat hij over de recente z.g. Historikerstreit 2.0, die nadrukkelijk genocides uit het koloniale verleden in vergelijking met de Shoah betreffen, totaal niets te melden heeft. Ook over de kwestie Palestina niet. Wel is het dan niet meer verwonderlijk dat hij na de inval van Rusland in de Oekraïne uitriep: “Poetin pleegt genocide”. Over het bagatelliseren van de Shoah, hetwelk spreker hiermee toont, nog maar te zwijgen.
 


 
 

REVISIONISMUS ALS VERSUCHUNG

Die deutschen Deutungseliten und die NS-Vergangenheit

Norbert Frei

 

1979: Die TV-Serie »Holocaust« als »schwarzer Freitag« der akademischen Geschichtswissenschaft – und der Aufmarsch der Revisionisten

Ihren „schwarzen Freitag“ erlebte die Geschichtswissenschaft dann, wie der Spiegel nicht zu Unrecht meinte, im Januar 1979. Die Ausstrahlung der amerikanischen Fernsehserie „Holocaust“ über die dritten Programme der ARD – die Oberen des Bayerischen Rundfunks hatten eine Sendung im Hauptprogramm verhindert – wurde zu einer Zäsur, nicht allein im deutschen Diskurs über den Genozid an den Juden, der damit schlagartig auf einen weltweit verstandenen Begriff gebracht war.

„Holocaust“ markierte einen erneuten Wendepunkt in der Auseinandersetzung mit dem „Dritten Reich“ und seinen Folgen: für die akademische Forschung, für die intellektuellen Deutungseliten, aber auch für das breite Publikum. Wohl nie zuvor war die Aufmerksamkeit der nichtjüdischen Deutschen für die Geschichte der Verfolgung und Ermordung der deutschen und europäischen Juden größer gewesen, und erst jetzt stieg der Holocaust in der öffentlichen Wahrnehmung zum Zentralereignis der NS-Zeit auf. Er hatte bis dahin sogar in den seriösen historischen Gesamtdarstellungen über die Jahre 1933-45 nur einen Randplatz eingenommen, in Brachers „Deutscher Diktatur“ zum Beispiel ganze zwölf von fast 600 Seiten.

Zu jenen in den deutschen Deutungseliten, die die historisch-politische Tragweite des Fernsehereignisses „Holocaust“ sofort begriffen, gehörten Armin Mohler und Ernst Nolte: Rund zwanzig Millionen Zuschauer, etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung in der Bundesrepublik, hatten die Serie gesehen. Das konnte nicht ohne Auswirkungen bleiben auf den künftigen Umgang mit der Vergangenheit, der mindestens Mohler seit langem plagte. Seine Verachtung für die „Vergangenheitsbewältiger“ schwelte seit Jahrzehnten; er hatte daraus nie einen Hehl gemacht, 1968 dazu ein kleines Buch geschrieben und in Criticón, der Zeitschrift seines neurechten Gesinnungsgenossen Caspar von Schrenck-Notzing, immer wieder zu dem Thema publiziert. (Wobei noch zu klären bleibt, ob Mohlers „Förderung“ dieses Organs auch bedeutete, dass dafür Gelder der Siemens-Stiftung flossen.) Aus dem Programm der Stiftung hingegen hatte Mohler die Auseinandersetzung mit der ihm – so sein neurechter Hagiograph Karlheinz Weißmann – „verhassten Vergangenheitsbewältigung“ bis dahin tunlichst herausgehalten.

Nach „Holocaust“ gab es jedoch kein Halten mehr: Schon im Oktober 1979 startete Mohler in diesem Haus eine achtteilige Vortragsreihe unter dem Titel „Die deutsche Neurose“. Klar, dass damit kein klinischer, sondern jener historische Schuldkomplex gemeint war, dessen angebliche Förderer Mohler so sehr verabscheute.

Den Eröffnungsabend bestritt der um keine Sottise verlegene Starpublizist Johannes Gross, ein eleganter Konservativer. Doch schon am nächsten und übernächsten Tag – die Reihe kam als eine Art Blockseminar daher – traten mit Hans-Joachim Arndt und Robert Hepp zwei harte Neue Rechte auf, die zwei Jahre später dann zusammen mit Mohler, dem Historiker Hellmut Diwald, dem Politologen Bernhard Willms und dem Republikaner-Chef Franz Schönhuber einen kurzlebigen „Deutschlandrat“ bildeten. Der Titel des Vortrags von Arndt, „Die Befreiten als Besiegte. Deutsche Identität nach zwei Weltkriegen“, fasste den Geist der Reihe ganz gut zusammen, in der an den nächsten Abenden neben Diwald noch der Soziologe Wilfried Schlau, der Sozialpsychologe Peter R. Hofstätter, der Staatsrechtler Dieter Blumenwitz und der weit nach rechts gewanderte protestantische Theologe Helmut Thielicke auftraten. Eine derart geballte Runde, die Mohlers vergangenheitspolitische Idiosynkrasien mehr oder weniger teilte, hat es, wenn ich nichts übersehen habe, nie zuvor und nie mehr danach ins offizielle Programm dieser Stiftung geschafft.

Im Sinne unseres Themas noch folgenreicher allerdings war der Abend, zu dem Mohler ein paar Monate später Ernst Nolte nach München holte. „Zwischen Geschichtslegende und Revisionismus? Das Dritte Reich im Blickwinkel des Jahres 1980“ lautete der Titel von Noltes Vortrag in der Reihe „Zeitkritik außerhalb der Geleise“. Wenn Sie mir gestatten, Mohlers schiefen Reihentitel ein wenig zu ironisieren: Es war der Moment, in dem der anerkannte Faschismusforscher Nolte zu entgleisen begann.

Wie sein Gastgeber, war der Berliner Historiker über den Erfolg der Serie „Holocaust“ und die seitdem nicht mehr abreißende öffentliche Debatte über den nationalsozialistischen Judenmord zutiefst beunruhigt. Wo aus Noltes Sicht jahrzehntelang alles seinen ruhigen Erkenntnisgang genommen hatte und die NS-Zeit auf dem besten Weg schien, als ein Kapitel des „Faschismus in seiner Epoche“ – das war der Titel seiner Habilitationsschrift von 1963 – historisch-politisch ad acta gelegt zu werden, da brach sich plötzlich „Die negative Lebendigkeit des Dritten Reiches“ Bahn.
 

Die 1980er Jahre: Der entgleiste Ernst Nolte und der Historikerstreit

Exakt so lautet denn auch die Überschrift, unter der die FAZ Noltes Vortrag im Sommer 1980 druckte. Es war, verpackt in aufwendige Vergleichshuberei und garniert mit den für ihn typischen obskuren Lesefrüchten, nichts anderes als der Versuch einer historiographischen Revision. Gewiss, so konstatierte Nolte, die „Gewalttaten des Dritten Reiches sind singulär“ und der „innerste Kern“ seines „negativen Bildes“ „ist weder revisionsbedürftig noch revisionsfähig“. Aber das war nichts weiter als eine salvatorische Klausel vor einem Publikum, in dem er, wie ihm Mohler auf Nachfrage versichert hatte, weder „Chaoten“ noch „Spontis“ noch „ähnliches Volk“ zu gewärtigen hatte. Am Ende eines abenteuerlichen Zickzackritts durch die neuere Weltgeschichte, von Napoleon III. über Pol Pot in Kambodscha zurück zu den Frühsozialisten und schließlich zum Terror des Stalinismus kam Nolte zu seinem politisch vorbestimmten Ergebnis: „Auschwitz resultierte nicht in erster Linie aus dem überlieferten Antisemitismus und war im Kern nicht ein bloßer Völkermord, sondern es handelte sich vor allem um die aus Angst geborene Reaktion auf die Vernichtungsvorgänge der russischen Revolution. Diese Kopie war um vieles irrationaler als das frühere Original, und es fällt schwer, ihr auch nur ein pervertiertes Ethos zuzugestehen. Sie war entsetzlicher als das Original, weil sie die Menschenvernichtung auf eine quasi industrielle Weise betrieb. Das begründet zwar Singularität, ändert aber nichts an der Tatsache, dass die sogenannte Judenvernichtung des Dritten Reiches eine Reaktion oder verzerrte Kopie und nicht ein erster Akt oder das Original war.“

Aus dieser Einsicht, so Nolte, seien drei Postulate abzuleiten: 1. dürfe das „Dritte Reich“ künftig nicht mehr isoliert, sondern müsse im Kontext einer krisenhaften Moderne und der kommunistischen Befreiungsbewegungen der Gegenwart betrachtet werden; 2. sei seine Instrumentalisierung zum Zwecke der Kritik der Bundesrepublik oder des kapitalistischen Systems zu beenden und 3. könne seine „Dämonisierung“ nicht länger akzeptiert werden. 1

Zwar fehlte in diesem Text noch der später berühmt-berüchtigte „kausale Nexus“ zwischen dem Archipel GULag und Hitlers „‚asiatischer‘ Tat“ – beides lieferte Nolte, wiederum in der FAZ, im Frühsommer 1986 nach: unter der fast sprichwörtlich gewordenen Überschrift „Vergangenheit, die nicht vergehen will“. Doch die Ingredienzen für den daraufhin von Jürgen Habermas entfachten „Historikerstreit“ waren faktisch alle bereits im Sommer 1980 beisammen. Und offensichtlich sprach sich damals in einschlägigen Kreisen rasch herum, dass Nolte in München einen trefflichen Impuls zur Revision beziehungsweise, um mit Habermas zu sprechen, zur „Entsorgung“ der Vergangenheit vorgelegt hatte: Unter denen, die bei der Stiftung um ein Exemplar des Vortrags baten, war jedenfalls auch SS-Brigadeführer Werner Naumann, Anfang Mai 1945 Goebbels’ Kurzzeitnachfolger als Reichspropagandaminister und 1953 Hauptmatador der von den Briten ausgehobenen Gauleiter-Verschwörung mit dem Ziel einer nationalsozialistischen Übernahme der nordrhein-westfälischen FDP.

Habermas hatte freilich nicht nur Nolte im Blick, als er im Juli 1986 in Bezug auf die NS-Zeit „Eine Art Schadensabwicklung“ im Gange sah, die es – im Sinne der unter den Jüngeren bereits im Entstehen begriffenen „postkonventionellen Identität“ der Bundesrepublik – zu verhindern gelte. Tatsächlich war die erste Hälfte der 80er, marktgängig forciert von dem preußenbegeisterten Berliner Verleger Wolf Jobst Siedler, durch einen steilen Aufwuchs neohistoristischer Deutungsangebote gekennzeichnet, und in der Auseinandersetzung damit löste die Geschichtswissenschaft dann zusehends auch die Soziologie als öffentliche Leitwissenschaft ab.

Einer der medial präsentesten geschichtspolitischen Protagonisten der damals schon seit Jahren propagierten konservativen Tendenzwende, zeitweise auch Einflüsterer des neuen Kanzlers Helmut Kohl, war der Erlanger Historiker Michael Stürmer. Seine kulturpessimistische Klage über ein angeblich „geschichtsloses Land“ zielte auf Sinnstiftung via Historie. Denn die Zukunft gewinne nur, so Stürmer, „wer die Erinnerung füllt, die Begriffe prägt und die Vergangenheit deutet“. Bei alledem ging es natürlich darum, der berüchtigten „zwölf Jahre“ Herr zu werden, die, in den Worten des Althistorikers Christian Meier, „zwischen uns und unserer Geschichte liegen“. Es ging darum, die NS-Zeit einzuordnen oder einzubetten, und das meinte letztlich: zu überwinden. Das war, im Januar 1983, jedenfalls für einen Teil der Teilnehmer, auch bereits das unausgesprochene Ziel einer internationalen Konferenz zum 50. Jahrestag der nationalsozialistischen Machtübernahme im Berliner Reichstagsgebäude gewesen. Wenn dort verdiente Zeithistoriker der ersten Generation von einer „Bilanz der Forschung“ sprachen, dann nicht selten im Sinne einer Abschlussbilanz. Meine Generation dagegen – und ich bitte diesen Moment des Zeitzeugenhaften zu entschuldigen – hatte damals das Gefühl: wir fangen gerade erst an.

Faktisch wurde die zweite Hälfte der 80er, befeuert durch den „Historikerstreit“ und am Ende gegen die Befürchtungen der Habermas-Fraktion, zum Auftakt einer langen Phase der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und schließlich auch der Beginn der zuvor sträflich vernachlässigten empirischen Holocaust-Forschung. Neue Ansätze wie die Alltagsgeschichte attrahierten ein wachsendes Publikum, viele aus der 68er-Generation engagierten sich in der Geschichtswerkstätten-Bewegung, und auch wenn der Begriff der Deutungseliten in diesem Kontext nicht leicht über die Lippen geht: Die vielgesehenen Produktionen von Guido Knopp im ZDF, der sich seit Anfang der 90er Jahre ganz auf die Hitler-Zeit konzentrierte, trugen über mehr als zwei Dekaden zweifellos zur Verbreitung von Faktenwissen bei, wenn auch eher nicht zur Stärkung der historisch-politischen Urteilskraft.


1. Ernst Nolte, Die negative Lebendigkeit des Dritten Reiches. Eine Frage aus dem Blickwinkel des Jahres 1980, in: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 24.7.1980; längere Fassung in: „Historikerstreit“. Die Dokumentation der Kontroverse um die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Judenvernichtung, München 1987, S. 13-35; dort passim auch die folgenden Zitate.


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Blätter29 juli 2023


 

 

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