Van het een kom je bij het andere uit. Van literatuur naar muziek. Door het snuffelen in sites van de Duitse radio vond ik een uitvoerig bericht over een programma waarin Joseph Schmidt en Richard Tauber geportretteerd werden. Vanwege het informatieve karakter neem ik dat artikel ten dele over. Voor de liefhebber.
Eerst wel even de stem van Joseph Schmidt. Een stem die je nooit vergeet. Tiritomba…
“DU BIST DIE WELT FÜR MICH”
Eine Lange Nacht über Joseph Schmidt und Richard Tauber
“Kombination aus zwei Bildern: Links der rumänische Sänger (Tenor) Joseph Schmidt (undatiert), rechts der österreichische Kammersänger Richard Tauber in einer undatierten Aufnahme.”
Joseph Schmidt und Richard Tauber (picture alliance / dpa / Fotoreport Electrola / Ullstein)
Am 22. Januar 1935 absolvieren Richard Tauber und Joseph Schmidt bei einem Faschingskonzert der Wiener Philharmoniker im großen Musikvereinssaal in Wien ihren wohl berühmtesten gemeinsamen Auftritt. Ihre große Sängerkarriere in Deutschland ist wegen der politischen Vorgänge bereits zu Ende gegangen, ihre Werke stehen seit zwei Jahren auf dem Index.
Vor der Machtergreifung Hitlers waren die beiden Sänger unerreichbare Superstars. Richard Tauber, unehelicher Sohn eines Schauspielers und einer Operetten-Soubrette, eroberte sich schon in seinen jungen Jahren die größten Opernbühnen und später mit den eigens für ihn geschriebenen “Tauber-Liedern” die Herzen des Publikums. Eine Unzahl an Plattenaufnahmen verstärkten diese Popularität. Dem 13 Jahre jüngeren Josef Schmidt blieb wegen seines allzu kleinen Wuchses eine Karriere als Kantor in der Synagoge zu Czernowitz und als Sänger auf der großen Bühne verschlossen.
Das junge Medium Radio kannte derartige Vorurteile nicht und ermöglichte dem Sänger eine beispiellose Karriere. Gemeinsam ist Richard Tauber und Joseph Schmidt die bis heute anhaltende Popularität, die sie auch bei einer jüngeren Fangemeinde genießen. In der “Langen Nacht” werden zwei Sänger wieder zu hören und zu entdecken sein, deren Repertoire nicht nur aus “Dein ist mein ganzes Herz” und “Ein Lied geht um die Welt” bestand.
Es soll auch an den exzellenten Komponisten, Instrumentalisten und Dirigenten Richard Tauber erinnert werden; ebenso an die religiösen Gesänge in deutscher, hebräischer und aramäischer Sprache, die in der Interpretation von Joseph Schmidt dem Hörer regelrecht durch Mark, Bein und Herz gehen.
Auszug aus dem Manuskript
Im schweizerischen Oberdürnten, wenige Kilometer von Girenbad entfernt, dem Sterbeort Joseph Schmidts, betreibt der Schweizer Tenor Alfred Fassbind das Joseph-Schmidt-Archiv. 1.000 Autokilometer voneinander entfernt, aber auf dem exakt selben Längengrad liegend, eingebettet in die Moorlandschaft von Altbachenbruch, nächst Cuxhaven, steht das Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert, in dem sich der Fotograf Marco Rosenkranz niedergelassen hat. Seine Leidenschaft gilt vor allem dem Sänger Richard Tauber. Marco Rosenkranz und Alfred Fassbind sind einander noch nie begegnet, werden aber in der zweiten Stunde dieser Langen Nacht gemeinsam zu Wort kommen und ihre Lieblingsschellacks von Joseph Schmidt und Richard Tauber zu Gehör bringen.
Marco Rosenkranz: “Der Zugang zu Tauber hat mehrere Gründe. Da ist zum einen Tauber selbst, seine Profession, seine Stimme, seine Kunst. Die ich so, wie sie ist, als einzigartig bezeichnen würde. Es gibt andere große Stimmen, andere große Künstler, aber das, was Tauber gemacht hat und das, was Tauber war, ist einzigartig. Und dann gibt es einen Zugang durch meine Großmutter, die mir schon als kleinen Jungen erzählt hat, was für eine faszinierende Persönlichkeit sie live gesehen hat in Karlsbad, diesen Richard Tauber. Und ich habe schon als kleiner Junge nachvollziehen können, dass an den Mann was Besonderes sein muss. Ich konnte nicht verstehen, was das war, oder warum es so war, aber irgendwas war da, weil so habe ich meine Großmutter sonst nie strahlen sehen, wenn sie erzählt hat. Und als ich später begonnen habe, Schellack-Platten zu sammeln, ist mir Richard Tauber relativ früh in dieser Zeit auch als Platte über den Weg gelaufen. Ich habe diese Platte aufs Grammophon gelegt und in dem Moment fügte sich das zusammen. Ich habe in dem Moment verstanden, was man die Großmutter meinte.”
Alfred Fassbind: “Ich erinnere mich: Lange vor dem Schulalter, ich kann es eingrenzen zeitlich: Ich war noch nicht ganz 5, immer, wenn ich diese Stimme hörte, dann berührte mich irgendetwas, ich konnte es nicht erklären, ich weiß es – oh, der singt wieder! Und es war das Lied “Heut ist der schönste Tag in meinem Leben”. – Die Stelle, wo er da am Schluss über den Chor drüber singt, das hat mir als Kind unglaublich Eindruck gemacht, weil ich dachte, Mensch, ist das toll! Ist das schön! – Und dann habe ich das wieder vergessen irgendwie. Und ich war bereits in der Berufslehre, als mal ein Kollege sagte, ich habe eine Platte von “Heut ist der schönste Tag in meinem Leben!” zu Hause. – Und da frage ich erst, ja, wer singt denn da? – Und er nennt einen “Joseph Schmidt”, und der hat mir diese kleine Platte, mit diesen vier Stück aus dieser Serie von Odeon “Unvergänglich/unvergessen” mitgebracht, und so hat das Ganze angefangen. Da war ich 15. – Und ich erinnere mich, dass da hinten draufstanden, weitere Titel von diesen kleinen Schmidt-Platten, von dieser Serie, und die habe ich mir damals alle bestellt; obwohl, ich hatte nicht der Mann einem Plattenspieler.
Es gibt so Stellen, die man, selbst wenn man so involviert ist, wie ich. Und ich bin kein Gefühlsdussel in dem Sinne. Aber wenn ich dann so Sätze wiederhole, wie “Ach, hier möchte ich schlafen!” – Das ist irre. Einfach irre. (Kurbeln vom Grammophon.) Also es war mit Sicherheit diese Platte, die ich mir als Kind so ins Ohr stach. Weil es war ein Chor dabei, und es muss das gewesen sein.
Der Schweizer Tenor Alfred Fassbind betreibt in Oberdürnten ein Archiv über
Joseph Schmidt. 2012 erschien in einer überarbeiteten Neuauflage sein Buch über Joseph Schmidt: “Sein Lied ging um die Welt” (Römerhof-Verlag), die auch eine CD mit einem Auszug der bemerkenswertesten Lieder Joseph Schmidts enthält.
Der Fotograf und Schellacksammler Marco Rosenkranz beschäftigt sich im Besonderen mit der Gesangskunst Richard Taubers. Auf seiner Webseite ist eine Vielzahl an Richard-Tauber-Liedern von Original-Schellackaufnahmen abzurufen. Eine große Anzahl an Fotografien, Zeitungsartikeln und Dokumenten, die im Zusammenhang mit Richard Tauber stehen, können ebenfalls dort betrachtet werden. Von speziellem Interesse ist ein Beitrag von Daniel O’Hara, der eine sehr ausführliche Chronologie über Richard Tauber erstellt hat. Darin ist bis auf wenigen Ausnahmen das Leben Richard Taubers Tag für Tag zu verfolgen, von seinen zahlreichen Auftritten bis hin zu seinen häufigen Indispositionen. Diese Chronologie wird von O’Hara laufend aktualisiert:
Richard Tauber [1891-1948] – A New Chronology – Daniel O’Hara
Uitgelichte foto: © Masao Yamamoto – bron